Skip to main navigation Skip to main content Skip to page footer

Geschlechtsangleichende Operation von Mann zu Frau (Vaginoplastik): Medizinischer Ablauf

Die geschlechtsangleichende Operation (GA-OP) von Mann zu Frau, auch als Vaginoplastik bekannt, ist ein komplexer chirurgischer Eingriff, der darauf abzielt, eine funktionale und ästhetisch ansprechende weibliche Genitalanatomie zu schaffen. Der Prozess umfasst verschiedene Vorbereitungsmaßnahmen, mehrere chirurgische Techniken sowie eine intensive Nachsorge.


1. Vorbereitungen zur Operation

Vor der Durchführung einer Vaginoplastik müssen mehrere medizinische und psychologische Kriterien erfüllt sein. Diese beinhalten:

  • Psychologische Begutachtung: In vielen Ländern ist eine psychologische Begutachtung erforderlich, um sicherzustellen, dass die Patientin in ihrer Entscheidung gefestigt ist.
  • Hormonelle Therapie: Eine Hormonersatztherapie mit Östrogenen wird oft über mehrere Monate oder Jahre durchgeführt, um die sekundären Geschlechtsmerkmale zu entwickeln.
  • Haarentfernung: Da Penis- und Hodensackhaut für die Neovagina verwendet werden, müssen Haare in diesen Bereichen durch Laser- oder Elektrolysebehandlungen entfernt werden, um spätere Komplikationen zu vermeiden.
  • Körperliche Untersuchungen: Allgemeine Gesundheitschecks, Bluttests und manchmal auch kardiologische Untersuchungen sind notwendig, um die Operationsfähigkeit sicherzustellen.
  • Absetzen bestimmter Medikamente: Thromboembolische Risiken werden reduziert, indem beispielsweise Hormone und blutverdünnende Medikamente vorübergehend abgesetzt werden.

2. Chirurgische Methoden der Vaginoplastik

Es gibt verschiedene Methoden zur Konstruktion der weiblichen Genitalien. Die Wahl der Technik hängt von der Anatomie der Patientin und individuellen Präferenzen ab. Die häufigsten Verfahren sind:

a) Penis-Inversions-Vaginoplastik (häufigste Methode)

  1. Anästhesie & Vorbereitung: Die Operation wird unter Vollnarkose durchgeführt. Die Patientin wird in eine Steinschnittlage gebracht.
  2. Entfernung der Hoden (Orchiektomie): Die Hoden werden entfernt, da sie Testosteron produzieren.
  3. Präparation der Penishaut: Die Haut des Penis wird vorsichtig präpariert und von den darunterliegenden Strukturen gelöst, ohne die Blutversorgung zu unterbrechen.
  4. Verkürzung der Harnröhre: Die männliche Harnröhre wird auf eine kürzere Länge gebracht, um der weiblichen Anatomie zu entsprechen.
  5. Konstruktion der Neovagina: Die Penishaut wird nach innen geklappt und als vaginale Höhlung eingesetzt. Falls nicht genügend Haut vorhanden ist, kann Haut aus anderen Bereichen (z. B. Hodensack oder Oberschenkel) verwendet werden.
  6. Bildung der Klitoris (Klitoroplastik): Ein Teil der Eichel wird unter Erhalt der Nervenverbindungen als Klitoris geformt, um Empfindlichkeit zu gewährleisten.
  7. Labioplastik: Die äußeren Schamlippen (Labia majora) werden aus dem Hodensackgewebe geformt, die inneren (Labia minora) oft aus überschüssiger Penishaut.
  8. Fixierung & Wundverschluss: Die Neovagina wird an anatomisch korrekten Punkten fixiert, der Vaginalkanal gesichert und die äußere Vulva genäht.
  9. Einsetzen eines Vaginalstents: Ein Stent oder Platzhalter wird eingesetzt, um die Vaginaltiefe zu erhalten und das Gewebe in Form zu halten.

b) Peritoneale Vaginoplastik

Falls nicht genügend Penishaut vorhanden ist oder eine tiefere Vagina gewünscht wird, kann Gewebe aus dem Bauchfell (Peritoneum) genutzt werden. Das Verfahren umfasst:

  • Laparoskopische Entnahme von Bauchfellgewebe
  • Verwendung dieses Gewebes zur Bildung der Vaginalhöhle
  • Fixierung und Formung der Vulva wie bei der Penis-Inversions-Technik

Diese Methode bietet den Vorteil einer besser befeuchteten Neovagina und einer höheren Elastizität, ist jedoch technisch anspruchsvoller.

c) Kolovaginoplastik

Hier wird ein Abschnitt des Dickdarms zur Konstruktion der Vagina verwendet. Diese Methode wird oft gewählt, wenn wenig Genitalhaut vorhanden ist oder eine selbstbefeuchtende Vagina gewünscht wird.

  • Entnahme eines Darmsegments (üblicherweise Sigmoiddarm)
  • Verbinden des Darmgewebes mit der Vaginalöffnung
  • Schaffung einer funktionellen Neovagina

Die Kolovaginoplastik hat den Vorteil einer natürlichen Feuchtigkeitsproduktion, birgt aber das Risiko postoperativer Darmkomplikationen.


3. Postoperative Phase & Heilungsverlauf

Unmittelbare Nachsorge (erste Wochen)

  • Stationärer Aufenthalt: Meist 5–7 Tage zur Überwachung
  • Schmerzkontrolle & Antibiotikagabe zur Infektionsprävention
  • Katheter & Drainagen für Urin- und Wundflüssigkeitsableitung
  • Erste Dilatation nach ca. 7 Tagen: Der Vaginalkanal muss regelmäßig mit medizinischen Dilatoren geweitet werden, um die Tiefe zu erhalten.

Langfristige Heilung & Pflege

  • Dilatation über mehrere Monate bis Jahre: Anfangs täglich, später wöchentlich
  • Gute Intimhygiene zur Vermeidung von Infektionen
  • Regelmäßige ärztliche Kontrollen zur Beobachtung der Heilung
  • Sexuelle Aktivität frühestens nach 3–6 Monaten

4. Mögliche Komplikationen & Risiken

Wie bei jeder Operation gibt es Risiken:

  • Infektionen & Wundheilungsstörungen
  • Verminderte Sensibilität oder Nervenschäden
  • Narbenbildung oder Verengung der Neovagina
  • Harnwegsprobleme durch Harnröhrenverkürzung
  • Notwendigkeit von Nachkorrekturen (z. B. Labioplastik, Klitoraleinstellung)

5. Funktionalität & Lebensqualität nach der OP

Nach vollständiger Heilung können die meisten trans Frauen:

  • Eine tiefe und flexible Vagina haben, die für Penetration geeignet ist
  • Sexuelle Empfindungen erleben, insbesondere durch die neugeformte Klitoris
  • Eine weibliche Körperästhetik genießen, die zum eigenen Identitätsgefühl passt

Fazit

Die geschlechtsangleichende Operation von Mann zu Frau ist ein hochkomplexer medizinischer Eingriff, der sorgfältige Planung, eine kompetente Durchführung und intensive Nachsorge erfordert. Die Wahl der chirurgischen Methode hängt von individuellen Gegebenheiten ab. Mit der richtigen postoperativen Pflege und Unterstützung kann die OP ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben ermöglichen.